Presseerklärung der ARGE PareZu vom 16.10.2023
Presseerklärung ARGE PareZu 16.10.2023
Am 16.10.2023 fand im Green Deer Hotel im bayerischen Reichertshofen die Zusammenkunft der Arbeitsgemeinschaft Parenterale Zubereitung (ARGE PareZu) statt. Als Gastredner stellte Dr. Franz Stadler die Projekte der Stiftung für Arzneimittelsicherheit vor. Schwerpunkt war dabei der qualitätssichernde Umgang mit proteinhaltigen Arzneimitteln als Konsequenz der Ergebnisse einer Studie zur Stabilität von applikationsfertigen Infusionslösungen mit monoklonalen Antikörpern (MAK).
Im berufspolitischen Teil der Veranstaltung erarbeiteten die Teilnehmer folgende Erklärung als Antwort auf aktuelle Ideen aus politischen Kreisen:
Ausschreibungen sind ein ungeeignetes Mittel, die ambulante Versorgung mit parenteralen Zubereitungen sicherzustellen. Sie führen unweigerlich zu einer weiteren Marktkonzentration auf Seiten der herstellenden Apotheken und Qualitätseinbußen bei der Versorgung, die nicht im Interesse der Solidargemeinschaft liegen können. Bei Ausschreibungen der Versorgung steht zu befürchten, dass Apotheken ohne eigenen Reinraum (sog. Strohapotheken) zubereitende Apotheken vor Ort unumkehrbar aus dem Markt verdrängen. Im Hintergrund werden wenige Herstellbetriebe die gesamte ambulante Versorgung übernehmen. Durch diese Monopolisierung wird die wohnortnahe, effektive, stabile und letztlich kostengünstigste Versorgung zerstört. Wir erleben täglich, dass Ausschreibungsgewinner bei Fertigarzneimitteln nicht lieferfähig sind. Sollte ein Herstellbetrieb ausfallen, bleiben die Patient:innen unversorgt
Die gültige und rechtlich verbindliche Anlage 3 zum Vertrag über Preisbildung für Stoffe und Zubereitungen aus Stoffen (sog. Hilfstaxe) und die dazugehörige Gesetzgebung des SGB V bieten den Krankenkassen bereits jetzt ausreichend Möglichkeiten, Preise dem Marktgeschehen anzupassen und Wirtschaftlichkeitsreserven zu heben. Dieses Regelwerk bietet alle Möglichkeiten, Versorgungssicherheit und Kosteneffektivität zukunftsicher zu gestalten.
Statt gegenseitiger Schuldzuweisungen fordert die ARGE PareZu sowohl von Seiten des GKV-Spitzenverbandes als auch von Seiten der beteiligten Apothekenorganisationen (DAV, VZA) mehr Transparenz im Verfahren der Preisbildung. Schließlich sollte das gemeinsame Ziel die bestmögliche Versorgung der Patienteninnen und Patienten sein.
Die ARGE PareZu verurteilt jede illegale Praxis im Gesamtmarkt, insbesondere Bestechung und Bestechungsversuche. Sie tritt außerdem für eine strikte Trennung zwischen Verordner und Hersteller ein und lehnt ebenso überregionale MVZ-Strukturen ab.
Neben dem für die Solidargemeinschaft wichtigen Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit, gibt es nach Ansicht der ARGE PareZu weitere Aspekte, die besonders für die Patientinnen und Patienten unverzichtbar sind:
– Die Möglichkeit einer wohnortnahen Versorgung und des persönlichen Kontaktes mit den dafür verantwortlichen Personen.
– Eine sichere Logistik (sowohl in der Praxis als auch in der Apotheke) mit der Möglichkeit einer adhoc-Herstellung (Dosisanpassung an kurzfristige Veränderungen des Patientenzustandes).
– Bestmögliche Qualität und damit Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Medikamente, besonders bei empfindlichen Zubereitungen mit proteinhaltigen Wirkstoffen.
Die ARGE PareZu steht für eine stabile und sichere Versorgung mit parenteralen Zubereitungen im ambulanten Bereich.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/ardp.202300101
https://www.stiftung-arzneimittelsicherheit.de/fast-wie-ein-rohes-ei/